Pathophysiologie
25-Hydroxy-Vitamin-D wird in der Leber aus Vitamin D gebildet. Es wird mit einer Plasmahalbwertszeit von 14 Tagen als der beste Indikator für die Vitamin-D-Versorgung angesehen. 25-OH Vitamin D hat nur eine geringe biologische Aktivität, es wird in der Niere und peripheren Geweben in die hochaktive 1,25-Dihydroxyform umgewandelt, welche nur eine Halbwertszeit von einigen Stunden besitzt und deshalb für die Beurteilung des generellen Versorgungsstatus nicht geeignet ist. Endogen entsteht Vitamin D aus 7-Dehydrocholesterin unter Einwirkung von UV-Licht in der Haut. Zusätzlich enthalten verschiedene Lebensmittel in unterschiedlicher Konzentration Vitamin D, z. B. Milchprodukte, einige Fischarten oder Eier (Vitamin D3) bzw. Pilze (Vitamin D2). Der Vitamin-D-Gehalt von Nahrungsmitteln ist stark abhängig von der Jahreszeit, ebenso die endogene Bildung in der Haut. Während der Zeit von Oktober bis März ist in Mitteleuropa der UV-Index so niedrig, dass es nicht zu einer nennenswerten intradermalen Synthese kommt. Dementsprechend werden die höchsten Plasmakonzentrationen von 25-OH Vitamin D bei nichtsubstituierenden Personen am Ende des Sommers und die niedrigsten im Spätwinter gemessen. Ein manifester Vitamin-D-Mangel liegt bei 20% – 50% der Bevölkerung in Zentraleuropa vor, ältere Menschen sind noch deutlich häufiger betroffen, da sie sich i. A. seltener draußen aufhalten. Das aktive Vitamin D verbessert als potentes Steroidhormon durch Bindung an den nukleären Vitamin-D-Rezeptor und folgende Genaktivierung die Absorption von Calcium und Phosphat aus der Nahrung, die Rückresorption aus dem Urin sowie die Bildung der Knochenmatrix mitsamt dem Einbau von Calcium in das neu gebildete Osteoid. Der Vitamin-D-Rezeptor ist in fast allen Gewebearten nachweisbar und man schätzt, dass mehrere hundert Gene durch das aktive Vitamin D reguliert werden. Somit beschränkt sich die Wirkung keinesfalls auf den Knochen.
Mangelzustand und pleiotrope Wirkungen
Ein Mangelzustand führt zu einer verstärkten Sekretion von Parathormon mit Mobilisierung von Calcium aus dem Knochen, was längerfristig eine sekundäre Osteoporose und bei schwerem Mangel eine Osteomalazie bei Erwachsenen bzw. Rachitis bei Kindern bewirkt. Über die reinen Wirkungen im Knochenstoffwechsel hinaus gibt es zahlreiche Hinweise auf Vitamin-D-vermittelte Effekte im Immunsystem, im kardiovaskulären Bereich oder der Zelldifferenzierung. Zu den vermuteten extraossären Wirkungen gehören die Verbesserung der Abwehr gegen Bakterien und Viren durch Bildung antimikrobieller Peptide, eine balancierte Aktivierung des Immunsystems bei Infektionen mit einem verringerten Risiko für Komplikationen wie respiratorisches Disstress-Syndrom, ebenso eine günstige Beeinflussung autoimmuner Prozesse. Niedrige 25-OH-Vitamin-D-Spiegel sind außerdem assoziiert mit erhöhter kardiovaskulärer Mortalität und einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Für eine optimale Schutzwirkung in diesen Bereichen gilt eine 25-OH-D-Konzentration > 30 µg/l als wünschenswert.
Überdosierung
Eine Hypervitaminose D ist im Gegensatz zu früheren Befürchtungen sehr selten. Hierfür ist eine längerfristige diätetische Zufuhr > 10000 IE pro Tag erforderlich. Neben einem erhöhten 25-OH Vitamin D kommt es zu einer Hypercalciämie mit Bildung von Nierenkonkrementen und Gewebeverkalkung. |